Einfühlungshilfe für Gefühlsmuffel - wie uns unser Körper im Einfühlungsprozess helfen kann8/10/2016 Mit den 4 Schritten hat Marshall B. Rosenberg der Welt ein großes Geschenk gemacht. Sie sind eine wunderbare Orientierungshilfe im Einfühlungsprozess. Im Laufe der Zeit sind verschiedene Modelle, welche diesen Prozess durch Bodenanker sichtbar machen entwickelt wurden. Die 4 Schritte bilden in den meisten Modellen das zentrale Moment. Zur Selbsteinfühlung und zur Einfühlung in das Gegenüber benutzte ich in den ersten Jahren meiner Trainertätigkeit die 4 Schritte wie ich sie in der Abbildung dargestellt habe.
Neben der GfK unterstützen mich auf meinem Weg der Heilung verschiedene körperorientierte Ansätze. So kann ich immer wieder erfahren, um wie viel leichter der Zugang zu meinen Gefühlen über den Körper funktioniert. Jedes Gefühl hat eine körperliche Entsprechung. Bei Wut stellen sich vielleicht die Nackenhaare auf oder mein Bauchraum wird ganz fest, bei Angst habe ich einen Kloß im Hals oder er schnürt sich mir zu, bei Trauer schmerzt mein Herz. Diese Symptome kann ich viel leichter wahrnehmen, als die mir unvertrauten und vielleicht bedrohlichen Gefühle. Wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit in den Körper gehe, hilft mir dies aus der Identifikation mit meinen Gedanken heraus und mehr im gegenwärtigen Erleben anzukommen. Das Wahrnehmen der einzelnen körperlichen Phänomene öffnet eine Tür zu meinen Gefühlen. Es ist also hilfreich, den Körperempfindungen ganz Raum zu geben. Es gibt auch andere Trainer*innen, die körperliche Phänomene über den Bodenanker „Gefühl“ einbeziehen. Für mich ist es an dieser Stelle wichtig klar zwischen der Ebene des Körpers und der Ebene der Gefühle zu differenzieren. Der Zugang zu uns selbst und damit zu unseren Gefühlen und Bedürfnissen ie eine kommt über einen kognitiven Zugang mit sich in Kontakt, dem anderen fällt es leicht, direkt die Gefühle wahrzunehmen und wieder anderen fällt es leichter, den Körper zu spüren. Um den körperlichen Phänomenen im Einfühlungsprozess ihren Platz zu geben, habe ich den Bodenanker des Spürens hinzugefügt. Wenn ich auf den Anker des Spürens einlade, nehme ich den Druck und die Erwartung, ein Gefühl wahrnehmen zu müssen, was sehr entlastend sein kann. Hier geht es tatsächlich in erster Linie um das bloße Wahrnehmen von Körpersignalen. Beim Begleiten lade ich die Person ein, ihre Augen zu schließen und erstmal nur den Atem und den Körper wahrzunehmen. „Was geschieht mit deinem Atem und in deinem Körper, wenn die Erinnerung an die zu bearbeitende Situation in dir lebendig ist?“ Vielleicht ist hier erstmal nur ein Druck im Herzraum zu spüren und eine Enge, welche dem Atem den Platz nimmt. Dieses Phänomen kann jetzt untersucht werden. „Wie erlebst du den Druck genau?“ Vielleicht ist es wie ein dicker Klumpen, der das Herz einschließt. Nun kann ich weiterforschen und fragen: „Welche Farbe hat dieser Klumpen?“, „Wie groß ist er?“, „Welche Konsistenz hat er?“ Und schon durch diese Art der Zuwendung zu den sonst eher abgelehnten und vermiedenen Symptomen beginnt eine Veränderung hin zum Annehmen dessen, was ist. Dieses Akzeptieren der eigenen Realität ist ein Akt der Selbstliebe Mit der Frage „Was erlebst du jetzt?“ lade ich die Person immer wieder neu ein, hinzuschauen. Vielleicht wird dann der Druck stärker und der Klumpen größer und breitet sich als Dunkelheit und Kälte über den ganzen Körper aus, wird dann plötzlich weich und verändert seine Farbe, löst sich auf und gibt das Herz frei. Das Gefühl von Einsamkeit und Trauer, welches im Herzen festsaß kann sich ganz ausbreiten und durchfühlt werden. Wegen dieser Erfahrungen, die ich seit einigen Jahren mache, erlebe den Bodenanker „Spüren“ als sehr sinnvoll und unterstützend. Der Zugang über den Körper braucht eine große Achtsamkeit, da er sehr direkt und kraftvoll ist. Aus diesem Grund habe ich mir angewöhnt, immer wieder abzufragen, ob die Person, die ich begleite, bereit ist, dem Erleben noch mehr Aufmerksamkeit zu geben. Wenn sich dies für die Person nicht stimmig anfühlt, ist das die Grenze, welche ich unbedingt achte. Jeder Mensch hat seine eigene Sprache und es gibt vielfältige Arten das innere Erleben wahrzunehmen und auch zu beschreiben. Es kann mitunter sehr bildhaft sein. Ein Mensch schließt zum Beispiel die Augen und geht mit der Aufmerksamkeit nach Innen und sieht sich plötzlich allein in einer dunklen, endlosen Wüstenlandschaft. Beim Begleiten spiegele ich was ich höre und frage „Was erlebst du jetzt?“.
Im ersten Moment war ich überrascht über die Frage und sagte ihr “Nein auf gar keinen Fall. Die Gedanken bringen uns schnell von uns weg, lassen uns bewerten und urteilen und trennen uns von unseren Gefühlen. Wenn wir sie jedoch wahrnehmen können, ohne mit ihnen identifiziert zu sein, geben sie uns wichtige Hinweise zu unseren Bedürfnissen und unseren Gefühlen“.
Es geht nicht darum, ob Fühlen besser oder schlechter ist als Denken. Beide Fähigkeiten dienen uns, um uns im Leben zurechtzufinden. Es sind große Geschenke. Es geht vor allem um das Wahrnehmen dessen, was ist, präsent sein und wertfrei die Gedanken, Gefühle und körperlichen Phänomene annehmen, welche in mir jetzt lebendig sind. Dazu dient die Einfühlung. So entstand ein neues Modell in Form eines Kreuzes mit welchem ich seit 5 Jahren sehr intensive und heilsame Einfühlungsprozesse erleben darf.
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